Eigentlich wollten wir Ihnen in hier verschiedene Neuheiten der Volketswiler Digitaluhrenbauer und „manufacture électronique“ Ventura vorstellen. Dazu kommt es leider vorerst nicht. Ventura war vor zwei Jahren in finanziellen Schwierigkeiten und beschloss damals eine Neuausrichtung, die vor allem darin bestand, dass man sich in Zukunft voll auf die Produktion hochwertiger Digitaluhren konzentrieren wollte (wir berichteten hier).

Branchenfremde an der Macht
Firmengründer Pierre Nobs suchte in der Folge Kapitalgeber und wurde im Umfeld von Hedge Funds-Managern fündig, die sich von der Idee begeistert zeigten und einen entsprechenden Kapitalzufluss zusicherten. Der auf fünf Jahre ausgelegte Businessplan für die Neustrukturierung sah vor, dass in den ersten beiden Jahren noch mit roten Zahlen gerechnet werden musste, der „Break Even“ war fürs dritte Jahr vorgesehen. Gemäss Pierre Nobs war seine Ventura, trotz im Vergleich zu den Vorjahren reduzierten Umsätzen, eigentlich voll im Rahmen dieses Plans. Die Geldgeber hatten aber offensichtlich andere Vorstellungen von „langfristigem Engagement“, enthoben Nobs kurzerhand von sämtlichen Posten und setzten einen neuen „Interims-CEO“ ein. Schon kurz später wurde „der Stecker gezogen“, obschon, laut Nobs, die offenen Kreditoren in einem Rahmen lagen, der die drastische Massnahme des Bilanzdeponierens noch nicht erfordert hätte.

Die Pipeline wäre voll…
Nobs gibt sich optimistisch und will sein Lebenswerk nicht aufgeben – er ist intensiv daran, neue Partner zu suchen, mit deren Hilfe er sich die Konkursmasse sichern kann, um einen neuen Anfang zu machen. „Ich werde mich aber bestimmt nicht mehr mit `Financiers` einlassen, sondern nur noch mit Personen, die einen echten, seriösen Hintergrund in der Uhrenbranche haben und deren Horizont weiter reicht als bis zum nächsten Quartalsergebnis. Unsere Pipeline ist voll – viele Neuheiten wären bereit, mehrere Komponenten sind bereits produziert und könnten von den Zulieferern innert kurzer Frist geliefert werden. Es existieren auch sehr weit fortgeschrittene Entwürfe von Paolo Fancelli für einen lange erwarteten Nachfolger der legendären „Watch“ – eine einfache Digitaluhr in einem Preissegment von 600 – 700 Franken, auf die Handel und Endkunden eigentlich schon länger warten. Dieser potentielle Verkaufsschlager war auch Bestandteil unseres Fünfjahresplanes für den Turnaround von Ventura. Ich hoffe natürlich sehr, dass diese Uhr bald doch noch realisiert werden kann.“

Service und Reparaturen: unklar
Noch nicht geklärt ist die Frage, wie es mit Service und Reparaturen für bestehende Ventura-Uhren weitergehen soll – auch hier ist Nobs gemäss eigenen Angaben daran, eine Lösung aufzugleisen. Ersatzteile wären grundsätzlich vorhanden, sind aber vorerst noch in der Konkursmasse blockiert. Es wird also auch davon abhängen, wie rasch das Konkursverfahren abgewickelt wird, bis man Näheres weiss. Wir werden Sie selbstverständlich hier informieren, sobald wir mehr wissen.