Die Franzosen von Bell & Ross entwickeln ihre Fliegeruhrenkollektion noch weiter und werden dabei immer markiger. Als komplett neue Serie kommt jetzt die WW2-Familie im Stil der Uhren der Bomberpiloten des 2. Weltkriegs.

So cool hat noch niemand das Thema Fliegeruhren abgehandelt. Seit Jahren sieht man – von ganz Deutschland bis nach Schaffhausen – die zigfach fast identische Interpretation der grossen deutschen Fliegeruhr. Da müssen schon die pfiffigen Designer von Bell & Ross kommen, um einmal etwas richtig knackig Neues zu bringen. Das tun sie seit einigen Jahren, und die Kompetenz bei Uhren im Instrumentenlook hat man bei Bell & Ross schon lange bewiesen. Die Serien BR01 und BR03 mit ihren unverkennbaren viereckigen Gehäusen und ihrer exzellenten Lesbarkeit haben wir Ihnen hier auch schon mehrmals vorgestellt.

Bell & Ross WW2 Régulateur Héritage

Nach der Lancierung der WW1-Linie im letzten Jahr mit Taschen- und Armbanduhren (siehe Tick different Nr. 8) hat man sich in den Design­büros in Paris nun intensiv in die Luftfahrtgeschichte des 2. Weltkriegs vertieft. Herausgekommen ist eine Uhr, die mit vielen prägnanten Details die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vintage WW2 Régulateur Héritage heisst sie mit vollem Namen.

In der Fliegerei sind die Minuten für die Berechnung der Fluggeschwindigkeit und fürs Navigieren sehr wichtig. Darum wurde die Uhr als so genannter Regulator konzipiert, also mit einem grossen Minutenzeiger aus dem Zentrum und zwei kleineren Zifferblättern für die Anzeige der Sekunde und der Stunde. Eine sehr griffige Drehlunette mit einem gut sichtbaren roten Dreiecksindex dient dazu, sich eine bestimmte Minutenposition  rasch und einfach zu markieren. Von dieser Position aus kann der Pilot dann die zurückgelegte Anzahl Minuten sehr simpel ablesen.

Die sehr grosse Krone – sie ist auch mit Handschuhen bedienbar – wurde zugunsten eines besseren Tragkomforts auf der linken Seite der Uhr angebracht. Mit einem Durchmesser von 49 mm ist das fette Instrument nichts für Dünnlinge. Das ganze Design ist sehr «Vintage», mit nachleuchtenden, sandfarbenen Ziffern, Zeigern und Indexen sowie dem matten Lederarmband und seinen aussergewöhnlichen, beweglichen Band­befestigungen. Unterstrichen wird dieses Erscheinungsbild vom künstlich gealterten «Gunmetal».

Bordinstrumente, neu interpretiert

Ein wenig ziviler präsentieren sich die anderen Neuheiten von Bell & Ross, die sich extrem stark an Bordinstrumenten orientieren. Vom Cockpit ans Handgelenk heisst die Devise, die schon mit der 2005 vorgestellten BR01 erstmals konsequent umgesetzt wurde. 2010 und 2011 waren es dann die Modelle Compass und Radar (Tick different berichtete) in streng limitierten und entsprechend rasch ausverkauften Auflagen. Technisches Herzstück dieser beiden Modelle bildete jeweils ein System mit drehenden Scheiben für Stunden, Minuten und Sekunden, was in der Praxis nicht ganz einfach zuverlässig realisierbar ist. Bell & Ross war jedoch in der Lage, die technischen Anforderungen zu meistern und stellt nun, basierend auf diesen Erfahrungen und Entwicklungen, drei weitere Uhren vor, die direkt einem Flugzeugcockpit entstammen könnten.

Künstlicher Horizont

Die BR01 Horizon mimt den künstlichen Horizont. Dieses Instrument ist unerlässlich, um auch bei schlechten Sichtverhältnissen die Lage des Flugzeugs im Verhältnis zum Horizont zu kennen. Das Zifferblatt besteht dabei aus zwei Teilen. Wie beim Instrument wird der Himmel grau und die Erde schwarz dargestellt. Die weisse horizontale Linie macht die Trennung. Am oben fixierten Steg werden die Zeiger verdeckt befestigt, die Anzeige beschränkt sich auf Minuten und Stunden.

Höhenmesser

Mindestens so wichtig wie der künstliche Horizont – wenn nicht sogar noch wesentlicher – ist der Höhenmesser auf der Instrumententafel.  Beim Modell Altimeter teilten die Designer von Bell & Ross das Zifferblatt und spendierten ihm eine Öffnung bei der 3-Uhr-Position, bei der im Original der atmosphärische Druck gezeigt wird. In diesem Fenster wird das Datum in Form eines Grossdatums untergebracht.

Generell wird viel Liebe zum Detail zelebriert: Die Zeiger und auch die gesamte Typographie entsprechen verblüffend genau dem Vorbild, selbst die gerippte Anzeige bei der 6-Uhr-Position wurde übernommen.

Wendezeiger

Dieses Instrument kennt man eher unter dem englischen, besser verständlicheren Begriff Turn Coordinator.  Es zeigt dem Piloten die Drehrichtung um die Hochachse seines Flugzeugs. Beim richtigen Bord­instrument enthält es auch noch eine Libelle, vergleichbar etwa mit einer Wasserwaage, auf die man aber bei der Bell & Ross verzichtet hat. Ein richtiger Turn Coordinator ist technisch ein reichlich kompliziertes Gebilde, dessen Herzstück ein halbkardanisch aufgehängter Kreisel bildet. Er erlaubt – bei richtiger Interpretation – im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten wie Kompass, Höhenmeter und künstlichem Horizont die Lage im Raum zu bestimmen. Beim Blindflug ist er unverzichtbar. Die davon abgeleitete Armbanduhr ist nicht ganz so komplex. Sie funktioniert, wie schon bei den Modellen Radar und Compass, mit Hilfe drehender Scheiben für die Anzeige der Stunden und Minuten. Die Zeit wird im oberen Bereich der Uhr abgelesen. Die Spitze des symbolisierten Leitwerks des Flugzeugs auf dem Zifferblatt bildet dabei die Indexmarkierung für die Stunden- und die Minutenscheibe. Ganz im Zentrum dreht dann noch eine kleine Scheibe für die Sekunden, diese allerdings ohne Skala. Sie dient also eher einer Funktionskontrolle.

Alle drei Uhren haben mehrere Gemeinsamkeiten. Das bewährte BR01-Gehäuse mit Saphirglas misst 46 mm im Durchmesser und ist aus Stahl mit matter schwarzer PVD-Beschichtung. Die Krone ist verschraubt, was der Uhr im Zusammenhang mit der gesamten Gehäusekonstruktion zu einer Wasserdichtigkeit von 10 atm verhilft. Alle drei Modelle haben ein ETA-Automatikwerk des weit verbreiteten ­und äusserst zuverlässigen Typs 2892. Im Lieferumfang enthalten ist stets ein schwarzes Kautschukband  sowie ein strapazierfähiges Nylonband mit Klettverschluss. Auch die zum Wechseln des Bandes benötigten Werkzeuge liegen bei.

Die Preise für die hier vorgestellten neuen Bell & Ross-Uhren liegen zwischen 4300 und 5900 CHF. Die Stückzahlen der Bord­instrumente sind limitiert auf 999 (Horizon und Turn Coordinator) sowie 500 Exemplare (Altimeter).